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Ist die Rezession unvermeidbar?

Zusammenfassung


Die Geschichte zeigt, dass es der Fed nur schwer gelingt eine hohe Inflation zu senken, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu treiben.


Dabei spielt der Zusammenhang von Leitzins, Inflation und Arbeitslosenquote eine wichtige Rolle.


Gibt es wenig Arbeitslose, so ist die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch, was die Löhne steigen lässt.


Es wird versucht, die Fehler der 1970er-Jahre zu vermeiden, diese Zeit galt als Beispiel für schlechte Geldpolitik.


Damals wechselte die Fed zwischen Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation und Zinssenkungen zur Stützung des Wachstums.


Aktuell treffen viele Ereignisse aufeinander und die Landung könnte etwas unsanft werden, so Powell.



Notenbanker behaupten, es sei möglich, die Inflation unter Kontrolle zu bringen, doch auch sie schließen eine Rezession nicht aus und die Geschichte zeigt, dass es selten gelingt. Seit den 1950er-Jahren war das Resultat einer Inflation über 4 % und einer Arbeitslosigkeit unter 5 % - die Rezession. Die aktuelle Inflation beträgt 8,5 % und die Arbeitslosigkeit liegt bei 3,5 %.


„Sie versuchen, nicht zu stark auf die Bremse zu treten. Werden sie es schaffen? Ich denke, es ist schwierig und die Chancen stehen schlecht.“ - Alan Blinder, ehemaliger stv. Vorsitzende der FED

Die FED passt den Leitzins an, um Kreditkosten für Banken, Unternehmen und Haushalte zu beeinflussen. Das Ziel sind stabile Preise und ein gesunder Arbeitsmarkt. Bei hoher Inflation werden die Zinsen erhöht um die Wirtschaft etwas zu bremsen, bei schwächelnder Wirtschaft kurbeln niedrige Zinsen diese an, wobei eine durchschnittliche Inflation von 2 % angestrebt wird.


Um die Inflation zu messen, betrachtet die FED den core PCE - Consumption Expenditures Price Index, welcher die Ausgaben des Verbrauchs misst (Lebensmittel- und Energiepreise werden dabei nicht berücksichtigt). Es werden auch z. B. der Verbraucherpreisindex (dieser misst Preisveränderungen, die Verbraucher für Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs zahlen) oder der Produzentenpreisindex (wie viel Unternehmen für die nötigen Waren zahlen) beobachtet.


Ziel ist ein Umfeld niedriger Arbeitslosigkeit, in dem jede arbeitswillige und arbeitsfähige Person einen Arbeitsplatz bekommt.

Als „maximale Beschäftigung“ wird der Beschäftigungsgrad definiert, der ohne übermäßige Inflation aufrechterhalten werden kann. Denn je weniger Arbeitskräfte verfügbar sind, umso höher werden die Löhne.


Die Fed begann Ende 2021 zunächst vorsichtig, die frischen Geldmengen zu reduzieren. Das Tempo, die Geldpolitik zu straffen, musste aber schnell erhöht werden. Die darauffolgenden Zinserhöhungen kamen sehr schnell und ließen den Markt unter Druck geraten. Es wird erwartet, dass die Zinssätze weiter steigen werden, wobei eine Erhöhung um weitere 0,5 - 0,75 % im September im Raum steht.



Was sagt uns die Vergangenheit?


In Abbildung 1 werden der Leitzins in Rot, die Inflation in Blau und die US-Arbeitslosenquote in Grün, in Prozent dargestellt.


Abbildung 1: Leitzins, Inflation und US-Arbeitslosenquote in Prozent , FinancialTimes


Aufgrund der Ölkrise in den 1970ern und deren Auswirkung in den 1980er-Jahren, war die Fed gezwungen, die Zinsen zu erhöhen und musste dadurch eine „harte Landung“ hinnehmen. Genau diese „harte Landung“ wird aktuell versucht zu vermeiden. Die 1970er sind ein Beispiel für schlechte Geldpolitik, auch „Stop-Go“- Geldpolitik genannt. Damals wechselte die Fed zwischen Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation und Zinssenkungen zur Stützung des Wachstums - das Ergebnis war eine lang anhaltende Inflation, auch die Zeit der „Großen Inflation“ genannt.


Zwischen 1971 und 1974 wurden die Zinsen erhöht. 1975, als die Wirtschaft in eine Rezession rutschte, wurden die Zinsen wieder gesenkt, und zwar bevor die Inflation ausreichend abkühlen konnte. Diese ging zwar zurück, allerdings nicht unter 5 %.


Die Ölkrise von 1979 führte zu landesweiter Benzinknappheit und steigenden Preisen, wodurch die Inflation nochmals angefacht wurde. Die Fed änderte die Art und Weise der Geldpolitik und zielte auf die Geldversorgung im Finanzsystem und nicht auf die Zinssätze ab.


Ende 1982 war die Wirtschaft zusammengebrochen - es folgte eine weitere Rezession. Die Arbeitslosigkeit stieg stark an und die Inflation sank. Kurz darauf konnte die Fed die Geldpolitik lockern, was dem Arbeitsmarkt half.


Es gibt aber Unterschiede zwischen der aktuellen Situation und den 1970er-Jahren. Die Fed hat heute mehr Glaubwürdigkeit und ihre Verpflichtung, die Preise stabil zu halten, ist tiefer verwurzelt.


Zwischen 1994 und 1995 verdoppelte die Fed die Zinssätze auf 6 % und kühlte damit eine Wirtschaft ab, die nach der Rezession von 1991 boomte. Die Inflation sank leicht von konstanten 3 auf 2 % und die Arbeitslosenquote sank ebenfalls leicht von 6 auf 5 %. Dieses Ergebnis versucht die Fed aktuell zu erzielen, Powell hat allerdings eingeräumt, dass sich der Weg dahin „eindeutig verengt hat … und sich weiter verengen kann“. Die Landung könnte also etwas unsanft werden, sagte er.


„Wenn es nicht gelingt, kurzfristig mit der Inflation fertig zu werden, erhöht dies nur die Kosten für eine spätere Bewältigung.“ - so Powell zum Thema, dass die Fed ihre Lehren aus den 1970er-Jahren verinnerlicht habe.

Die Fed kann die Rohstoffpreise nicht direkt beeinflussen, wie z. B. durch die Erhöhung der Produktion, allerdings kann sie die Nachfrage schwächen. Aber selbst auf der Nachfrageseite kann die Fed nur indirekt handeln, indem sie die kurzfristigen Zinsen erhöht und ihre Bilanz verringert (Quantitative Tightening).


Anstatt einzugreifen, um die Märkte zu retten, ist es wahrscheinlicher, dass die Fed das Tempo der geldpolitischen Straffung erhöht (sprich Zinserhöhung und Straffung der Gelpolitik), wenn sich die langfristigen Anleiherenditen und Aktienkurse zu weit in die falsche Richtung bewegen.


Mit einer Arbeitslosigkeit von 3,5 % und einem Arbeitskräftemangel ist der heutige Arbeitsmarkt sehr angespannt und damit Inflationstreibend. Um Arbeitskräfte zu bekommen, mussten Unternehmer die Löhne und Sozialleistungen stark erhöhen, was die „Lohn-Preis-Spirale“ weiter antreibt. Höhere Ausgaben seitens der Unternehmen führen zu niedrigeren Margen, was wiederum zu niedrigeren Bewertungen der Unternehmen führt.


Der Wohnungsbau reagiert sehr empfindlich und fängt bereits an, die höheren Kreditkosten zu spüren. Die hohen Energiepreise (Heizkosten, Strom, …) spüren wir, da es noch warm und länger hell ist oder die Abrechnung noch nicht da ist, noch nicht so stark, dies könnte sich allerdings in den kommenden Monaten ändern.





- Patrick



Quellen


https://ig.ft.com/fed-inflation/

https://www.marketwatch.com/story/does-the-fed-need-to-kill-the-rally-in-stocks-to-achieve-its-policy-goals-the-short-answer-is-yes-11661435522?rss=1&siteid=rss

https://seekingalpha.com/article/4519393-demand-destruction-inflation-global-energy-situation?source=all_articles_title

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