Die Stimmung ist optimistisch und die bevorstehende Berichtsaison wird zeigen in welche Richtung wir uns bewegen werden.
Die Bullen sind leicht zu überraschen, hier könnte es reichen, wenn die Ergebnisse auch nur mittelmäßig ausfallen.
Die Bären, wenn ihre Annahmen mit schlechten Nachrichten bestätigt werden, können sie sich über Rezession und weiter Abwärtsbewegungen „freuen“.
Auch wenn die US-Werte schon stark gefallen sind, werden sie immer noch sehr hoch bewertet im Gegensatz zum Rest der Welt.
Eine Umfrage von Investors Intelligence und AAII zeigt, dass die kombinierten Bullen- und Bärenwerte so unterschiedlich sind wie seit 2008 nicht mehr.
Also, macht es euch gemütlich, und taucht mit uns in den Rückblick ein:

Die Stimmung an sich:
Aktuell befindet sich der S&P 500 buchstäblich an der Schwelle zu einem möglichen Ausbruch – allerdings ist das noch keine beschlossene Sache und nicht aussagekräftig, solange ein sauberer und klarer Ausbruch etabliert ist:

Geht man einen Schritt weiter könnte man denken, dass Erträge als Katalysator dienen könnten: Da die Gewinnsaison in den nächsten Wochen in vollem Gange sein wird (vor allem in der letzten Januarwoche und der ersten Februarwoche), ist es interessant festzustellen, wie pessimistisch die Stimmung in Bezug auf die Gewinne geworden ist.
Einschätzung der Bullen: sind leicht zu überraschen (auch wenn es nur mittelmäßig ist)
Einschätzung der Bären: wenn bestätigt = schlechte Nachrichten, Rezession, Abwärtsbewegung

Die Stimmung im Einzelhandel
Auch die Einzelhändler haben sich bereits mit dem Bärenmarkt abgefunden. Der TD Ameritrade Investor Movement Index (Stimmungsindikator, der auf der Aktivität von Einzelhandelskonten basiert) hat die Tiefststände von 2020 erreicht.

Es scheint, als hätten die Einzelhändler alles, was sie während der berauschenden Hausse/Blase gekauft haben, wieder abgestoßen – Stichwort: Lagerbestände. Das zeigt, dass es ohne einen vernünftigen Prozess oder eine übergreifende Strategie oft in einer Situation des "hoch kaufen, niedrig verkaufen" endet.

Die Stimmung an der Wall Street
Dieses Diagramm zeigt die kombinierten Bullen- und Bärenwerte aus den Umfragen von Investors Intelligence und AAII.
Wenn man sich nur diese Grafik ansehen würde, müssten man wahrscheinlich sagen, dass wir "nahe dran" sind (zumindest wenn man bedenkt, wie sich der Markt in der Vergangenheit unter ähnlichen Bedingungen bewegt hat, z. B. 1991, 1995, 2009).

Apropos Zyklen… Der stilisierte Lehrbuch-Marktzyklus besagt, dass zuerst die Anleihen steigen, dann die Aktien, dann die Rohstoffe (und so weiter). Bislang haben sich die Märkte in diesem Schaubild nahezu perfekt an dieses Drehbuch gehalten.
Das Lehrbuch würde sagen:
Anleihen runter (Check!), dann Aktien runter (in Arbeit?), dann Rohstoffe runter (auch in Arbeit?) ... und dann zurück zum Anfang!

Viele Anleger haben folgenden Gedanken: "Letztes Jahr ging es abwärts, also wird es dieses Jahr aufwärts gehen, richtig?"
Nicht so schnell und mit absoluter Vorsicht zu genießen, es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass Aktien zwei oder mehr Jahre in Folge fallen. Das ist keine Vorhersage, sondern eine Erinnerung daran, dass Aktien zwar meistens und langfristig (historisch gesehen) steigen, aber nicht in einer geraden Linie!

Springen wir nun kurz zu „Big Tech“, was mittlerweile gar nicht mehr so Big ist. Verinnerlicht euch folgende Tabelle und seht euch danach die darauffolgenden Charts ganz genau an:

Ich komme direkt zum Punkt und warum wir Werte wie Apple, Microsoft und Google zurzeit nicht auf der Einkaufsliste haben.
Seit Dezember 2022 beispielsweise sind die Apple-Aktien mit einer Rendite von 7,5 % im Minus, haben sich aber besser entwickelt als der breite Markt, weil sich die Anleger in einer Handvoll scheinbar richtungsweisender Wertpapiere versammelt haben, ermutigt durch die überdurchschnittliche Performance und den Besitz legendärer Investoren, wie? Richtig, Buffett.
Ironischerweise war dies genau das gleiche Verhalten, das wir im Dilemma von 2000-2002 beobachten konnten. In Anbetracht der Tatsache, dass Apple heute eine freie Cashflow-Rendite von etwa 3 % aufweist und die Renditen zweijähriger Staatsanleihen bei über 4 % liegen, stelle ich den Safe-Have-Status von Apple und anderen Aktien mit niedriger freier Cashflow-Rendite in Frage.
Versteht mich nicht falsch. Apple ist ein großartiges Unternehmen, jedoch ist der Free-Cash-Flow das, was uns am Ende des Tages übrig bleibt.
Ein Blick auf den unteren Chart zeigt, dass die Apple-Aktie knapp über ihren Tiefstständen vom Juni 2022 liegt:

Einfach ausgedrückt: Es gibt ein Aufholpotenzial nach unten, vor allem wenn die "Buy-the-dip"-Mentalität in Angst umschlägt, was aus meiner Sicht noch nicht geschehen ist.
Schauen wir zurück zum Cashflow: Er ist heute besonders relevant, da die Renditen 2-jähriger US-Staatsanleihen inzwischen bei über 4 % (4,22 % zum Zeitpunkt wo ich diesen Artikel verfasse) liegen, was eine echte Alternative zu den vergleichsweise mageren Renditen des freien Cashflows für unsere Investitionen darstellt.

Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen, ycharts.com
Beginnend mit dem größten Unternehmen, Apple, findet ihr hier den freien Cashflow der vier größten Unternehmen im S&P 500 Index für 2021 und die freien Cashflow-Renditen für 2022.
Free Cashflow-Renditen 2021:
Apple 4,0 %
Microsoft 2,0 %
Amazon 1,2 %
Alphabet 5,2 %
Betrachten wir zum Vergleich die Free Cashflow-Renditen für 2022:
Apple 3,8 %
Microsoft 2,5 %
Amazon 2,8 %
Alphabet 5,1 %
Wenn man diese Zahlen für den freien Cashflow ansieht, die auf Grundlage der Modelle von Morningstar erstellt wurden, sollte man feststellen, dass die Renditen für den freien Cashflow nicht gerade berauschend sind. Die vier größten Unternehmen im S&P-500-Index werden regelmäßig niedrige einstellige Renditen für den freien Cashflow erzielen.
Ein Problem ist, dass diese prognostizierten freien Cashflow-Renditen nicht nur niedriger sind als vergleichbare 2-jährige Staatsanleihen-Renditen, sondern dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Gewinnschätzungen im Falle einer Rezession aggressiv gesenkt werden und sich die bereits niedrigen prognostizierten freien Cashflows als zu optimistisch erweisen werden. Kurz um: Es würde nochmal schlechter werden, weshalb ich mich bei diesen Werten aktuell noch zurückhalte.
Big Tech ist nicht mehr so Big!

Aber immer noch Big.
Asset Allokation – raus aus den USA?
Für alle die unsere Artikel verfolgt haben, auch wenn wir noch am Beginn unserer Reise stehen, werden erkennen, dass unsere ausgewählten Aktien sich Großteiles nicht in den USA befinden. Zum einen liegt das am abschwächenden US-Dollar:

Und zum anderen, weil die Bewertungen von US-Aktien auf einem Rekordhoch sind, während andere Länder zum Allzeittief gehandelt werden.

Und es scheint als würden globale Aktien gegenüber US-Aktien die Oberhand gewinnen - ist dies der Wendepunkt für US-Aktien gegenüber globalen Aktien? (... nachdem die USA seit etwa einem Jahrzehnt den Rest der Welt um fast das Dreifache geschlagen haben!)

Zum vorherigen Kontext möchte ich noch folgendes hinzufügen: Der Rest der Welt wird mit dem größten Abschlag gegenüber den USA seit dem Höhepunkt der Dotcom-Blase gehandelt:

Petrobras - Politische Risiken und Chancen

In unserer neuesten Aktienidee behandeln wir das bekannte Petrobras: Aktuell ist PBR.A niedrig bewertet, die Schulden verringern sich und eine mögliche Rohstoffhausse in Brasilien könnte neuen Aufschwung bringen. Wir beschreiben euch, warum das aktuelle Umfeld eine Chance darstellt und wie ihr das Unternehmen am besten kauft.
Ob ihr es glaubt oder nicht, der Unterschied zu den Vorzugsaktien kann einiges ausmachen!
Hier geht es zu unserer Aktienidee
Danke fürs Lesen!
- Valentin & Patrick