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Makro-Update KW 04

Was passiert am Markt?


Beginnen wir (mal wieder) mit dem Trendlinien-Diagramm:


Der Anstieg am Aktienmarkt sieht eindeutig nach einer zinsbullischen Lösung aus, weil der Index über seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt und über diese Trendlinie ausbricht. Allerdings haben wir immer noch nicht die Höchststände von November/Dezember überwunden und nächste Woche haben wir die Fed-Sitzung. Die ist wahrscheinlich von den Lockerung der finanziellen Bedingungen nicht so (... und inzwischen scheint jeder seinen Hut auf einen Fed-Pivot/Pause zu setzen, so dass jeder Hinweis auf ein hawkisches Verhalten wahrscheinlich die Einfachheit eines Diagramms wie diesem zunichtemachen wird).


Im ersten Chart sehen wir den Ausbruch durch die Trendlinie:


In diesem Chart sehen wir den Ausbruch durch die Trendlinie, damals Ende 2001:


Wie zu erwarten war, haben aktive Risikomanager ihr Exposure in Aktien aktiv erhöht - ich würde sagen, dass es sich dabei größtenteils um den Abbau von Leerverkäufen gegenüber der Jagd nach Gewinnen handelt, sprich: Es wird den Kursen nachgelaufen.


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Divergenz bei der „Margenverschuldung“


Dies ist eine interessante Divergenz und ich würde sagen, dass dies eine wichtige Warnung ist, nicht zu früh in die steigenden Kurse zu gehen. Die jüngsten Daten zeigen, dass die Margenverschuldung die Aktienrallye nicht bestätigt. Wir haben diese Art von Entwicklung in den Jahren 2008 und 2002 (und 2019) gesehen. Für sich genommen ist dies ein interessantes Schaubild, aber wenn ihr die nächsten Schaubilder betrachtet, wird es noch relevanter ...

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Die wohl wichtigste Frage, die sich die meisten Anleger stellen ist, ob es zu einer weichen Landung in der Wirtschaft kommt. Es wird viel darüber diskutiert, ob die Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation eine weiche Landung oder eine harte Landung anstrebt. Vereinfacht ausgedrückt, wird bei einer weichen Landung eine Rezession vermieden und es kommt zu keinem größeren Gewinnrückgang, während bei einer harten Landung eine Rezession, Gewinnrückgänge und im Allgemeinen ein stärkerer Rückgang der Aktienkurse zu verzeichnen ist. Bislang ging es bei den letzten Ereignissen wohl hauptsächlich um geldpolitische Schocks und Bewertungsanpassungen, sodass der wirtschaftliche/Gewinnaspekt eine offene Frage bleibt.

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Apropos harte Landung - Michael Wilson von Morgan Stanley kommentierte:

"Unsere Arbeit zeigt eine weitere Erosion der Erträge, wobei die Lücke zwischen unserem Modell und den Vorausschätzungen so groß ist wie nie zuvor. Die letzten beiden Male, als unser Modell so weit unter dem Konsens lag, fiel der S&P 500 um 34 % und 49 %."

Kurzum: nicht so erfreulich:


Mehr als ein Fünftel der S&P-500-Unternehmen haben in dieser Gewinnsaison berichtet, und bis jetzt haben sowohl die Gewinne als auch die Umsätze erheblich enttäuscht. Und wenn es nach der vorherigen Grafik geht, ist das erst der Anfang:

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Es ist auch interessant festzustellen, wie sehr die Märkte inzwischen von makroökonomischen Faktoren bestimmt werden. Die folgende Analyse zeigt, dass es in den letzten Jahren weniger um Aktienauswahl als vielmehr darum ging, die makroökonomische Situation richtig einzuschätzen oder zumindest die makroökonomische Situation in das Risikomanagement einfließen zu lassen.

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Ein faszinierendes Diagramm, das zeigt, dass die größten Aktien zusammen dieses Mal viel größer waren als im Jahr 2000. Es zeigt aber auch, wie ähnlich der anfängliche Rücksetzer war und die Warnung, wie lang der anschließende, subtilere und langsamere Teil der Rückabwicklung war.

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Institutionelles Anlegervertrauen


Dieser seltsame Indikator gibt Aufschluss über das Vertrauen der Anleger, indem er die tatsächlichen Veränderungen in der Positionierung der institutionellen Anleger verfolgt.


Wie wir sehen können, waren die institutionellen Anleger Ende Januar weiterhin in historisch geringem Umfang in Risikoanlagen engagiert. Kluges Geld kauft die Rallye nicht.

MSCI All countries vs Statestreet Global Investor Confidence Index


Auch die relativen Handelsvolumina bei gehebelten Long- und Short-ETFs auf US-Aktien zeigen weiterhin ein mangelndes Interesse an Aufwärtsspekulationen. Vergleichen wir die Euphorie des Jahres 2021 mit der Angst des Jahres 2022:

SPY vs Leverage Long vs Short ETF


Was uns diese beiden Diagramme zeigen:


Das schlaue Geld kauft die Rallye nicht und die Händler investieren nicht in zinsbullishe Wetten. Vorsicht und Risikobereitschaft bleiben das vorherrschende Bild. Und fairerweise muss man sagen, dass es nach wie vor glaubwürdige makroökonomische Abwärtsrisiken gibt und dass die Liquidität und die allgemeine geldpolitische Haltung weiterhin angespannt sind.


Das zeigt uns aber auch, dass die größeren und aktiveren Anleger nicht bereit sind, wenn sich die Dinge nachhaltig ändern sollten. Eine Menge trockenes Pulver könnte in eine Menge potenzieller FOMO-Ströme gepulvert werden, wenn wir diese Goldlöckchen-Situation einer sanften Landung, Disinflation, Fed-Drehung, geopolitischen Lösung, glattem Segeln, Nirwana erreichen.


Das ist nicht mein Basisfall … Aber offensichtlich bin ich nicht der Einzige, der Zweifel an den Aussichten hat, und das ist der Grund, warum ich mich mit diesen beiden interessanten Charts beschäftige und was sie für den weiteren Verlauf der Dinge bedeuten könnten.


Update Modellportfolio


Hier geht es zu unserem Modellportfolio


Das Modellportfolio schlägt sich im Gegensatz zum S&P 500 gut, welcher 6,08 % YTD stieg. Das Modellportfolio hat seit Jahresauftakt in absoluten Werten 14,28 % und 11,91 % in relativen Werten zugenommen.


Umschichtungen?


Im Laufe der nächsten Wochen werde ich ein paar Umschichtungen vornehmen, – kurz gesagt: die Bayer AG wird einen neuen Platz im Modellportfolio einnehmen.


Warum? – hier eine „Sum of the Parts“ - Bewertung:


Und natürlich darf man nicht die solide Dividendenrendite in der Höhe von 3,50 % vergessen.


Ich weiß, dass ein Kursanstieg von 71 % für die Aktie eine kühne Behauptung ist und als eine ziemlich sensationelle Schlagzeile bezeichnet werden kann. Auch wissen wir, dass eine „Sum of the parts“ Bewertung nicht gleich als faire Bewertung angesehen werden kann.


Einfach gesagt erhält man „sum of the parts“, wenn man ein Unternehmen zerschlägt und alle seine Teilbereiche extra verkaufen würde. So haben z.B. Industrieunternehmen als Summe eine niedrigere Bewertung als ihre „sum of the parts“, während das bei Technologieunternehmen anders aussieht.


Ein gutes Beispiel ist hier die Porsche SE, die nach dem IPO einen Börsenwert von aktuell 48 Mrd. EUR erzielen konnte, während VW aktuell eine Marktkapitalisierung von 73 Mrd. EUR hat. Als Porsche noch im Mutterkonzern integriert war, wurde dieser Wert VW allerdings nicht zugerechnet.


Aber ich glaube ehrlich gesagt, dass Bayer stark unterbewertet ist. Und selbst wenn der Wert von Bayer so stark steigt, kommen wir nur auf einen Aktienkurs von 96 Euro, was immer noch weit unter dem Allzeithoch von fast 150 Euro liegt. Natürlich stehen wir vor stürmischen Zeiten für die Wirtschaft (insbesondere, für die deutsche Wirtschaft) und auch die immer noch drohenden Risiken aus Rechtsstreitigkeiten sollten nicht außer Acht gelassen werden.


Nichtsdestotrotz wird Bayer zu einem extrem niedrigen Kurs gehandelt. Und da die globalen Aktienmärkte in den kommenden Quartalen mit einem hohen Risiko steiler Rückgänge rechnen könnten, wird es für Bayer schwierig sein, sich diesem Trend zu widersetzen. Es besteht also die Chance, dass die Aktie noch eine ganze Weile auf diesem niedrigen Niveau bleibt.


Auch wenn die Aktie seit Baumann als CEO von Bayer (seit 2016) schrecklich gelaufen ist: Baumann sagte bereits 2020, dass er 2024 zurücktreten wird. Im September wurde von Bloomberg berichtet, dass Bayer mit der Suche nach einem Nachfolger für Baumann als CEO begonnen hat und es gibt auch Spekulationen, dass Baumann vor 2024 gehen könnte. Und da Baumann als CEO von Bayer umstritten zu sein scheint (da er für die Monsanto-Übernahme verantwortlich ist, die von den meisten Anlegern als Desaster angesehen wird), könnte die Ankündigung eines neuen CEO ein Katalysator für die Aktie sein, um sich endlich ihrem inneren Wert zu nähern.


Rohstoffe für grüne Energie

Darum geht es in unserem neuesten Blogbeitrag. Hier erfährt ihr, wie viele Rohstoffe und Mineralien eigentlich nötig sind, um die Energieversorgung auf erneuerbare Energie umzustellen und welche Länder stark profitieren könnten.



Wir wünschen euch eine schöne und erfolgreiche Woche!



- VW & PO

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