Diese Woche behandeln wir folgende Themen:
Inflation: was sagen die Zahlen und wie sieht die Zukunft aus?
Berichtsaison: 82 % der S&P 500 Unternehmen haben bereits gemeldet.
LNG-Handel: Ein Ausblick wie es weitergehen könnte.
Aktienidee: zu Equinor
Noch kurz zu den Ereigbissen der letzen Woche:
Die US-Inflation ist um 6,4% gestiegen, erwartet wurde ein Anstieg von 6,2%. Inflationstreibend war hier vor allem der Wohnungssektor, welcher bei Weitem den größten Beitrag zum monatlichen Anstieg ausmachte und für fast die Hälfte des gesamten Anstiegs verantwortlich ist, wobei auch die Indizes für Lebensmittel, Benzin und Erdgas einen Beitrag leisteten.
Die Einzelhandelsverkäufe in den USA stiegen mit 3% viel stärker als erwartet (0,8%). Dies ist eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Lage der Verbraucher in den USA.
Die Konsumenten haben also trotz der hohen Inflation und erhöhten Ausgaben bei Wohnen, Essen und Energie anscheinend noch Geld übrig. Allerdings steigen die Kreditkarten Schulden schnell an, wie wir letzte Woche berichtet haben.
Die US-Rohölbestände stiegen um 16,3 Mio. bbl, geschätzt wurde ein Anstieg um 1,16 Mio. bbl, woraufhin die Unternehmen im Ölsektor am Mittwoch einen ordentlichen Rückschlag einstecken mussten.
Der NY Empire Index für das verarbeitende Gewerbe ging um 5,8% zurück, erwartet wurde ein Rückgang von 18%. Diese monatliche Umfrage gibt Aufschluss darüber, wie die Hersteller in New York City die Geschäftslage und das wirtschaftliche Umfeld einschätzen.
Apple hat angekündigt, die Markteinführung seines ersten Mixed-Reality-Headsets von April auf Juni zu verschieben. Das Unternehmen will es jetzt auf seiner World Developers Conference vorstellen.
Tesla kündigte an, dass ausgewählte Supercharger des Tesla-Netzes bald auch für andere EV-Hersteller geöffnet werden.

Die Inflation
Der producer price index (Inflation der Erzeugerpreise) stieg zuletzt wieder an.

Die US-Verbraucher sind ausgabefreudig
Eine Aufschlüsselung der Ausgaben nach Kategorien findet sich in den Einzelhandelsumsatzdaten der letzten Woche. Hinzu kommen die überschüssigen Ersparnisse und die günstigen Kreditkonditionen, die den US-Verbrauchern laut den Daten zugutekommen.

Interessant fand ich auch diese Grafiken aus der jüngsten monatlichen Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern. Die Befragten sind nun der Meinung, dass die Inflation das größte Risiko sei, das wir tragen.

Die Erwartungen an die Fed-Fondssätze haben sich im Vergleich zum letzten Monat verändert. 55% der befragten schätzen, dass die Zinsen zuerst auf 5,00 - 5,25% steigen werden, bevor sie wieder fallen.

Der Markt muss seine Richtung finden
Die Anleihemärkte beginnen jetzt, die ursprünglich erwarteten Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte zu reduzieren. Ob die US-Notenbank noch länger bei ihren Ankündigungen festhält, die Zinsen zu erhöhen, bleibt abzuwarten. Es sieht aber so aus, als würden die Anleihemärkte anfangen, der Notenbank zu glauben.

Warum wir der Rallye nicht trauen
Die Aktienmärkte haben sich in den letzten zwei Monaten in einem Aufwärtstrend befunden, da es weniger schlechte als gute Nachrichten gab. Dies bedeutet, dass es sich bei dem aktuellen Trend eher um eine Bärenmarktrallye als um eine Erholung oder Umkehrung handeln könnte. Die Marktstimmung wird durch eine Abkühlung der Inflation und eine Verlangsamung der Zinserhöhungen angetrieben, was eine gute Nachricht ist. Die Inflation ist jedoch nach wie vor hoch, das FOMC (Federal Open Market Commitee) wird wahrscheinlich die Zinsen erhöhen und der wirtschaftliche Druck nimmt zu. Infolgedessen sind die Gewinne des S&P 500 rückläufig und es wird erwartet, dass sich der Markt nach unten bewegt.
Die Inflation läuft im Januar heiß und die Fed rückt wieder in den Fokus
Die Inflation übertraf im Januar die Erwartungen und scheint sich zu beschleunigen, was auf einen Anstieg in allen Kategorien zurückzuführen ist, insbesondere in den Bereichen Wohnen, Energie und Lebensmittel. Das Makro-Update: KW 06 bietet tiefere Einblicke.
Dies deutet darauf hin, dass sich erneut negative Rückkopplungen bilden könnten, die die Inflation auf absehbare Zeit hochhalten. Auch der PPI ist heiß gelaufen, was darauf schließen lässt, dass der Verbraucherpreisindex weiterhin unter Aufwärtsdruck stehen wird. Der FOMC wird die Zinssätze wahrscheinlich weiter anheben und es könnte sogar eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte erforderlich sein, wobei die Chance auf 50 Basispunkte bei der nächsten Sitzung bei 15 % liegt. Der Markt geht davon aus, dass der Höchststand der Zinssätze bei 5,5 % oder höher liegen wird und mindestens bis zum Jahresende 2023 über 5,0 % bleibt – kurzum: hoch!
Die aktuelle Berichtsaison
Für das vierte Quartal 2022 haben bereits 82 % der S&P 500-Unternehmen Ergebnisse gemeldet. Davon konnten 68 % eine positive EPS-Überraschung und 65 % eine positive Umsatzüberraschung melden.

Das Gewinnwachstum für Q4 2022 ging um 4,7 % zurück. Sollte das so bleiben, wäre dies das erste Mal seit dem dritten Quartal 2020 (-5,7 %), dass der Index einen Gewinnrückgang im Jahresvergleich meldet. Noch am 31. Dezember betrug der geschätzte Gewinnrückgang für Q4 2022 -3,3 %. Bis jetzt haben für das erste Quartal 2023 65 S&P 500-Unternehmen eine negative EPS-Prognose und 20 Unternehmen eine positive EPS-Prognose herausgegeben.
Die nachfolgende Abbildung zeigt das erwartete KGV der kommenden 12 Monate für den S&P 500, welches bei 18 liegt. Dieses KGV liegt unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von 18,5, aber über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 17,2.

In der nächsten Abbildung wird die EPS-Wachstumsrate im Vergleich zum Vorjahr angezeigt. Ende 2021 war das Wachstum am höchsten, zu dieser Zeit erreichte auch der S&P 500 seine Höchststände. Als dann allerdings die Gewinnerwartungen reduziert wurden, begann der Abverkauf. Wir können erkennen, dass sich die durchschnittliche Wachstumsrate zwischen + 30% und - 30% befindet, der Ausschlag 2010 verzerrt hier die Standardabweichung sehr stark.

Der S&P 500 Index wird stark von den Ertragsaussichten beeinflusst, und diese verschlechtern sich rasch. Trotz einer leichten Verbesserung der gemischten Rate für das vierte Quartal 2022 waren die tatsächlichen Ergebnisse schlecht, und die Prognosen der S&P 500-Unternehmen waren mit einem Rückgang des jährlichen EPS-Wachstums um rund 5 % noch schlechter. Die Schätzungen für alle vier Quartale des Jahres 2023 tendieren nach unten, insbesondere für die erste Jahreshälfte:

factset.com
So wie es zurzeit aussieht, werden die Gewinne weiter zurückgehen, was den zyklischen Trend beim Gewinnwachstum fortsetzt. Wenn alle Unternehmen ihre Gewinne für das vierte Quartal 2022 gemeldet haben, werden wir wieder auf diese Grafik zurückkommen. Unsere These, dass mit Mitte/Ende 2023 die Gewinne wieder zu steigen beginnen könnten, folgt der obigen Grafik von gurufocus und bleibt somit bestehen.
Der S&P 500 hat es schwer mit dem Widerstand
Der S&P 500 hat sich von den Tiefstständen des Jahres 2022 gut erholt, sieht sich nun aber einem bedeutenden Widerstand bei 4.150 bis 4.300 Punkten gegenüber. Während auf dem Tageschart das Potenzial für ein zinsbullisches Dreieck vorhanden ist, ist der Wochen-Chart weniger günstig. Der Markt ist überkauft und wird an einem Widerstand innerhalb eines Bärenmarktes gehandelt, wobei sich die Ertragsaussichten verschlechtern. Selbst wenn der Markt ansteigt, wird er wahrscheinlich in einer Handelsspanne bleiben, und es besteht die Möglichkeit, dass er die Tiefststände bei 3.500 Punkte testet. Sollten sich die Aussichten für die zweite Jahreshälfte verschlechtern, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Index noch vor Jahresende einen neuen Tiefstand erreicht.

tradingview.com
LNG-Handel - ein Ausblick
In unseren aktuellen Blogbeitrag behandeln wir die Frage, ob das Angebot an LNG die Nachfrage für 2023 decken kann. Europa und England importierten 2022 121 Mio. Tonnen LNG, eine Steigerung von 60 % gegenüber 2021, wodurch sie einen Einbruch der russischen Pipeline-Gasimporte ausgleichen konnten.
Für 2023 wird bereits ein Angebotsdefizit prognostiziert. Um dieses auszugleichen, sind einerseits Einsparungen nötig, was den Gasverbrauch betrifft, sowie die Rückkehr der französischen Kernenergie. Shell, der weltgrößte LNG-Händler, hat jetzt einen Ausblick über die Nachfrage veröffentlicht. Dieser übertrifft die Schätzungen der IEA weit und prognostiziert eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ab Ende der 2020er.

Auch wenn die Eigennützung der USA an LNG in den kommenden Jahren nicht stark steigen soll, wird prognostiziert, dass die Exporte im Vergleich zu 2020 um über 20% steigen könnten.

Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 10 Jahre befinden wir uns wirklich am obersten Maximum der Kapazitätsstände. Es sieht also so aus, als könnten wir den Winter und Frühling in Europa mit einer Kapazität von 55% überstehen. Diese 600 TWh würden ausreichen, wenn die Nachfrage um 20% reduziert werden könnte.

https://agsi.gie.eu/data-visualisation/EU
Neue Aktienidee
Dieses Mal von einem User.
Die Rede ist von Equinor ASA: Equinor ASA ist ein Energieunternehmen, das sich mit der Exploration, der Förderung, dem Transport, der Raffination und der Vermarktung von Erdöl und aus Erdöl gewonnenen Produkten sowie anderen Energieformen in Norwegen und international befasst. Das Unternehmen entwickelt außerdem kohlenstoffarme Lösungen für Öl und Gas, betreibt Raffinerien und Kraftwerke und handelt mit Öl- und Gasrohstoffen sowie mit Strom und Emissionszertifikaten. Darüber hinaus ist Equinor an Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien beteiligt, u. a. in den Bereichen Windkraft und Kohlenstoffabscheidung und -speicherung.

investor presentation, equinor
Schnappschuss
Der Aktienkurs von Equinor ist seit dem Hoch im September 2022 um rund 27 % gefallen, weil die Nachfrage geringer als erwartet war und die LNG-Terminals voll waren. Die Aktie erlebte auch eine Rotation aus den Energietiteln, während Tech-Werte in die Höhe schnellten.
Bei der Gewinnmitteilung gab Equinor jedoch seine Pläne bekannt, einen starken Cashflow aus dem operativen Geschäft zu erzielen und seine Dividendenausschüttung um 50 % zu erhöhen, einschließlich einer zusätzlichen Sonderdividende von $ 0,60 pro Aktie. Dies entspricht einer annualisierten Dividendenausschüttung von rund 10,90 %. Zusätzlich hat das Unternehmen vor 1,2 Mrd. USD an Rückkäufen durchzuführen. Die Cashflow-Prognose von Equinor in Höhe von 20 Mrd. $ deutet darauf hin, dass die Aktie mit dem 5-fachen des Cashflows bewertet ist, was sie zu einem günstigen Wert macht.
Wir wünschen euch eine erfolgreiche Woche!
- VW & PO